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Exkursion zur nationalen Naturerbe-Fläche Frauenholz - Ein Naturjuwel südlich von Regensburg

Unken und Molche, naturnahe Wiesen, Wälder und Tümpel: Die nationale Naturerbe-Fläche Frauenholz südwestlich von Obertraubling ist ein echter Schatz in der Region Regensburg.

30.05.2023

Bei der jährlichen Exkursion des BUND-Naturschutz konnte ein weiteres Mal die tolle Entwicklung dieses rund 500 Hektar großen Areals gezeigt werden. Dieses Jahr waren die artenreichen Wiesen und unscheinbare aber wichtige Artenhilfsmaßnahmen für Unke & Co. Thema.

Auf dem ehemaligen Standortübungsplatz Oberhinkofen (heute Frauenholz) herrscht im Westteil geschlossener Wald vor, im Osten eine parkartige Landschaft mit Gehölzbeständen und Offenland.

Im Offenland wird  durch eine extensive Mahd ohne Düngung oder Beweidung mit Schafen  der bestehende Landschaftscharakter erhalten. Ziel ist es, das vorhandene Grünland in noch arten- und blütenreichere Bestände zu entwickeln. Seit 2014 ist jeglicher Düngereinsatz  verboten.

Die Bundesförster Jörg Tuchbreiter (Betriebsbereichsleiter) und Ingo Meierjürgen (Revierleiter)  leiteten die Exkursion und berichteten von der Pflege der Wiesen, die je nach Standort entweder zweimal jährlich mit dem Messerbalken insektenfreundlich gemäht werden, oder gemäht und mit Schafen nachbeweidet bzw. auch nur mit Schafen beweidet werden. Dadurch werden artenreiche Standorte mit mindestens 25 unterschiedlichen Wiesen-Zeigerpflanzen erreicht.  

Im Wald besteht vielfach das Ziel, standortgerechte Wälder ihrer natürlichen Entwicklung zu  überlassen. Die vorhandenen Nadelwälder werden seit gut 10 Jahren sukzessive, aber ohne Eile in Laubmischwälder mit  einem geringen  Nadelholzanteil umgewandelt.

Die trockenen Sommer der letzten Jahre und ein Sturmereignis beschleunigen diese Entwicklung, da sich hierdurch Borkenkäferschäden an den Fichten häufen. Die befallenen Fichten müssen gefällt und entnommen werden. In den  Bestandslücken entwickeln sich schon jetzt laubholzreiche Waldbestände. Die Fichte soll sich anteilig bei rund 10 Prozent einpendeln. Markante Einzelbäume (Biotopbäume) werden gezielt gefördert.

Im Frauenholz haben sich Gelbauchunken  in einem  großen, stabilen Bestand sowie ein kleines Vorkommen der Kreuzkröte und des Kammmolchs etabliert. Diese Arten laichen in unbewachsene Pioniergewässer, die in den Fahrspuren von Panzern und schweren Radfahrzeugen entstehen. Zum Erhalt dieser Arten werden künstlich sonnige und unbewachsene Laichgewässer geschaffen.

Wie notwendig dies ist, zeigt die Tatsache, dass von der Kreuzkröte und Kammmolch in Stadt und Landkreis Regenburg nur noch diese letzte Population erhalten geblieben sind. Auch Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch profitieren von der Neuanlage von Kleingewässern.

Um all dieses komprimiert darzustellen, gibt es einen „Naturerbe Entwicklungsplan“. Er enthält Aussagen zur naturnahen Entwicklung, zu Naherholung und zu weiteren Nutzungen. So sind im Gebiet derzeit  die Segelflieger und Bogenschützen aktiv,  weitere Nutzungen wie z.B. der Pistolenschießplatz wurden aber aufgegeben.

Die Exkursion findet seit bald 10 Jahren statt. Die positiven Entwicklungen kann man sehr gut erkennen. Wunschvorstellung von Raimund Schoberer vom Bund Naturschutz ist, dass der in das Gebiet hineinragende Staatsforst möglichst extensiv bewirtschaftet werden sollte. Ziel könnte hier ein unbewirtschafteter Naturwald sein.

Weiter Infos auch auf der Seite  der DBU:  https://www.dbu.de/naturerbeflaechen/frauenholz/

Hintergrundinfos

Hintergrundinfo „Naturerbe“: in Deutschland wurden rund 170.000 Hektar wertvolle Naturgebiete als „Nationales Naturerbe“ gesichert und insbesondere an die DBU Naturerbe GmbH abgegeben. Bei den Flächen handelt es sich überwiegend um ehemalige Militärflächen aber auch um kleinflächige Naturgebiete und Bergbaufolgeflächen. Im Landkreis Regensburg ist der ehemalige Standortübungsplatz bei Oberhinkofen, das jetzige „Frauenholz“, ein solches Gebiet.

Die naturschutzfachliche Betreuung und Entwicklung der Naturerbefläche erfolgt auf der Grundlage eines mit den zuständigen Behörden abgestimmten „Leitbildes“.

Hintergrundinfo „Wald“: Die jetzt vorhandenen Wälder werden in drei Kategorien eingeteilt. Kategorie eins befindet sich schon in Richtung  „Natürliche Waldentwicklung“ und benötigt keine lenkenden Eingriffe mehr; zwei besteht aus Beständen mit älterem Nadelholz. Der Umbau Richtung artenreichen Mischwald soll sukzessive in ca. 20 Jahre erfolgen. Ziel auch hier: naturnaher, standortgerechter Laubwald, der nicht mehr genutzt wird.. Die dritte Kategorie sind jüngere Fichtenbestände, die wohl noch mehr als 20 Jahre „Umbau“ bedürfen.  Dabei gilt gerade im Waldbereich: Langfristig denken. In Lichtungen fliegen oft  Pionierbaumarten, so wie auch der  Ahorn an.Langfristig, soweit der Klimawandel nicht extrem wird, werden sich  Buchen-Eichen Laubwaldmischwäldern entwickeln.

Ein weiterer Schwerpunkt im Gebiet ist der aktive Artenschutz. Gefördert wird dieser zum einen langfristig durch die Nutzungsaufgabe im Wald. Hierdurch können, anders als im Wirtschaftswald, alle Bäume ihr natürliches Altersstadium erreichen, in dem sehr viel Höhlen, Nischen und Pilzkonsolen an den Bäumen entstehen, die Lebensgrundlage für zahlreiche Vogel-, Fledermaus-, Käfer- und andere Arten sind. Schon  jetzt kommen über 80 Vogelarten als Brutvögel, Nahrungsgäste oder Durchzügler im Gebiet vor. Darunter befinden sich mit Schwarz-, Grau-, Grün, Bunt-, Mittel- und Kleinspecht sechs Spechtarten. Zur Förderung der Standort- und Artenvielfalt werden alte, geeignete Laubbäume, soweit notwendig, sukzessive vom umgebenden Nadelholz freigestellt.

Hintergrundinfo „Jagd“: Die Bejagung wird auf die Arten beschränkt, bei denen sie absolut notwendig ist. Beim Rehwild muss der gesetzlich vorgeschriebene Abschuss erfüllt werden, damit die natürliche Waldverjüngung mit Laubholz gelingen kann. Auch Schwarzwild muss bejagt werden, da dies sonst hohe Schäden in den umliegenden Feldern anrichtet. Ansonsten erfolgt  aber keine Bejagung des Niederwildes wie Hase und Fasan. Die Bejagung soll zeitlich sehr konzentriert erfolgen (sog. Intervalljagd), um  die „Scheu der Tiere“ zu reduzieren und auch wieder, wie bei anderen Naturerbeflächen tagaktives Verhalten zu ermöglichen.