In der Hitze der Stadt– Ein belastender Stadtbummel mit der Wärmebildkamera der Kreisgruppe Regensburg des Bund Naturschutz
Oberhalb eine Auswahl aufgenommener Bilder - Wichtig: Jedes Bild hat seine eigene Temperaturskala!
Eigentlich wurde die Kamera von etlichen Jahren von der Kreisgruppe erworben um im Winter Wärmelecks zu finden (https://regensburg.bund-naturschutz.de/waermebild-kamera).
Am 20.7.22, dem bis dahin heißesten Tag des Jahres, trafen sich um 17 Uhr einige Vertreter der Presse und der BN Kreisgruppe Regensburg am Bismarckplatz. Raimund Schoberer, Walter Nowotny und Franz Wartner von der Kreisgruppe hatten dafür die Wärmebildkamera der Bund Naturschutz Kreisgruppe mitgebracht.
Eigentlich wurde die Kamera von etlichen Jahren von der Kreisgruppe erworben um im Winter Wärmelecks zu finden (https://regensburg.bund-naturschutz.de/waermebild-kamera).
Startpunkt war am Bismarkplatz: Über 50°C waren die Pflastersteine am Bismarckplatz „warm“, die Gebäude strahlten zum Teil mit weit über 40°C auf die Beobachter ein. Nur die beiden Brunnen bringen hier etwas Abkühlung.
Weitere kühlende Orte in unserer Stadt sind die Donau, der Alleengürtel (Werte um 30°C) und die Stadtparks. Allerdings können Bäume nur dort ihre schattenspendende, kühlende Wirkung entfalten, wo es ihnen gut geht. Ein großer, gesunder Baum verdunstet pro Tag bis zu 400l Wasser und kühlt dadurch aus seine Umgebung ab, allerdings nur solange er Zugang zu genügend Wasser hat und nicht unter Trockenstress gerät.
Wenn, wie z.B. im Dörnbergpark, nicht genügend Wasser zur Verfügung steht, ist die kühlende Wirkung sehr stark reduziert (Temperatur der Baumkronen mit über 30°C ähnlich der Lufttemperatur). Die Bäume dienen nur noch als grüne Sonnenschirme, haben aber ihre Verdunstung weitgehend eingestellt.
Es braucht also größere Grünflächen mit großen Bäumen, die dort gut mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden, um unsere Stadt abzukühlen. Gerade unter diesem Aspekt ist es für uns unverständlich, dass auch noch die letzten größeren bewaldeten Grünflächen -wie z.B. Klima- und Biotopfläche Lilienthalstraße- in Regensburg Bauprojekten weichen sollen. Trotz erschreckender Prognosen zum Klimawandel sollen weiter Beton und Verdichtung zu Lasten von Klimaräume erfolgen. Das darf nicht sein! Wir sagen STOPP!
Auch eine wichtige Erkenntnis: Im neu gebauten Stadtviertel „Das Dörnberg“ ist der Hitzestress besonderes stark. Bis zu 75°C wurden an den Oberflächen der Wohngebäude gemessen. Die spärlichen neu gestalteten Grünflächen und Spielplätze tragen kaum zur Abkühlung bei. Die Oberflächentemperaturen bewegten sich dort zwischen 36 – 40°C und sind „lebensfeindlich“. Entsprechend leer waren die Flächen. Freiwillig hält sich dort trotz hoher Bevölkerungsdichte niemand auf, auch nicht im Bereich der Kinderspielplätze.
Regensburg hat sich letztes Jahr den Titel der „heißesten“ Stadt Bayern „verdient“ und die Hitzebelastung wird sich laut dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung in den nächsten Jahren verstärken. Regensburg könnte in Folge des Klimawandels in den nächsten 60 Jahren im Durchschnitt bis zu 5,6 °C wärmer werden! (jedes Jahr rechnerisch gesehen fast +0,1°C mehr! siehe Broschüre: Bayerns Klima im Wandel - Heute und in der Zukunft ).
Es ist also höchste Zeit etwas zu ändern, damit das Leben ins Regensburg lebenswert bleibt. Die letzten 30 Jahre haben hier schon viele Chancen für ausreichende grüne und blaue Infrastruktur zerstört. Vielleicht schon zu viel. Die Stadt Regensburg hat vor einigen Jahren ein Klimagutachten erstellen lassen. Nur wenn es einschlägig wird, wie beim Stadtwald Lilienthalstraße, dann heißt es: dafür sei es nicht gedacht. Der Klimavorbehalt bei neuen Bebauungsplänen läuft somit auch aktuell noch ins Leere. Schlimmer geht es nicht, wenn trotz „Wissen“ weiter in die falsche Richtung geplant und gebaut wird.
Raimund Schoberer sagt dazu,: keine der aktuell beschlossenen Maßnahmen zum Hitzemanagement sei schlecht. Aber konkret zur Umsetzung geplant sei nur der Punkt mit den Trinkbrunnen. Was fehlt, sind konkrete Maßnahmen mit Zeithorizont, die in 2022, 2023, 2024 umgesetzt werden und endlich STOPP beim Grünverlust!“ Schoberer fragt: „Wo werden begrünte Innenhöfe neu angelegt, wo entstehen Fassadenbegrünungen, Feuchtbiotope, Grünzüge?“ (MZ online 15.7.22: So wappnet sich Regensburg gegen Hitze).
Es sieht also nicht danach aus, also ob sich in Regensburg schnell etwas ändert. Da hilft dann nur, immer wieder wirkliche Maßnahmen und ein Stopp verdichtender Bebauung zu Lasten von Grün einfordern. Wichtig auch: selber aktiv zu werden wie Heinz Klein in seiner Kolumne „Kühle Ideen für die steinerne Stadt“ (MZ online: 16.7.22) vorschlägt.
Siehe auch Artikel MZ online 21.7.22 / Regensburg: Bund Naturschutz macht Fotos mit Wärmebildkamera
Siehe auch Homepage Bund Naturschutz in Bayern e.V. / Hitze in der Stadt: In Bayerns Städten werden hunderttausende Bäume gefällt