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Ein Info-Folder zum Schutz und zur Hilfe für den Igel  

Schutz und Hilfe - für das Wildtier Igel

> Die beste Hilfe für den Igel sind der Erhalt und die Verbesserung seiner Lebensräume

Wer freut sich nicht, wenn an lauen Sommerabenden eine Igelfamilie schnaufend im Garten herumläuft und sich schmatzend über Schnecken, Käfer und Würmer hermacht. Viele Menschen möchten den Igeln daher helfen. Aber falsch verstandene Tierliebe kann Igeln zum Verhängnis werden, denn Igel sind nun mal Wildtiere und keine Haustiere. Sie sind auf ein Leben in Freiheit ausgerichtet. Durch die Überwinterung im Haus oder auf einer Igelstation hat ein gesunder Igel schlechtere Überlebenschancen als seine frei lebenden Artgenossen. Ausschließlich kranke und verletzte Igel gehören zu einem igelerfahrenen Tierarzt.

> Wo leben Igel?

Ursprünglich lebt der Igel in landschaftlich abwechslungsreichen Gebieten, die auf engem Raum vielfältige Nahrung und Unterschlupf bieten: Hecken, Feldgehölze, Waldränder, Brachflächen und lichte Mischwälder. Durch die Intensivierung der Landnutzung, die Rodung von Hecken und die Umwandlung der Wälder in Forste wurden diese Lebensräume zunehmend zerstört und außerdem von Straßen durchschnitten. Der Igel wird so immer mehr in die Parks und Gärten der Siedlungen verdrängt. Aber auch im Stadtzentrum, in Grünanlagen, Friedhöfen oder Hinterhöfen kann man nachts Igel auf ihren Streifzügen antreffen. Sie kennen ihre Umgebung gut und haben einen hervorragenden Orientierungssinn. Sie wissen zum Beispiel genau, wo sich ein ergiebiger Komposthaufen oder ein Durchgang durch eine Mauer befindet.

Igel sind Einzelgänger und relativ standorttreu. Die Lebensraumgröße beträgt, je nach Qualität, einige Tausend qm bis zu 40 Hektar in freier Landschaft. Die Reviere werden nicht markiert oder verteidigt. Den Tag verbringen die Igel in wechselnden "Tagesnestern", zum Beispiel unter Sträuchern oder in Laubhaufen. Als Schutz vor seinen natürlichen Feinden wie Uhu, Marder, Fuchs, Wildschwein und Hund rollt sich der Igel bei Berührung ein. Sein dichtes Stachelkleid besteht aus 5000 bis 7000 Stacheln.

> Was fressen Igel?

Igel gehören zu den Insektenfressern, haben aber ein sehr breites Nahrungsspektrum. Zu den Lieblingsspeisen der dämmerungs- und nachtaktiven Tiere gehören Käfer, Asseln, Würmer und Schnecken. Sie fressen aber auch Eier und kleine Wirbeltiere wie junge Mäuse, wenn sie sie erwischen. Zur Vorbereitung auf den Winterschlaf nehmen sie verstärkt kohlehydratreiche vegetarische Nahrung wie Samen, Nüsse, Beeren und Fallobst auf, was zu dem notwendigen Ansteigen des Blutzuckerspiegels führt. Igel mögen zwar Milch, aber sie können sie nicht verdauen und bekommen schweren Durchfall davon. Deshalb: Igel bitte nicht mit Milch füttern!

> Wie lieben sich Igel? ...ganz, ganz vorsichtig!

Die Einzelgänger treffen sich Ende Mai bis Anfang August zur Paarung. Dabei umkreist das Männchen zunächst das heftig schnaubende Weibchen einige Zeit. Dieses "Igelkarussell" wird häufig als Igelkampf fehlgedeutet. Nach fünf Wochen Tragezeit werden zwei bis acht Junge geboren. Bei der Geburt liegen die Stacheln noch unter der Haut. Die Igelin versorgt die Jungen alleine. Die ersten sechs Wochen werden sie gesäugt. Nach 40 Tagen löst sich der Familienverband auf. Die jungen Igel mit einem Gewicht von etwa 300 Gramm suchen sich eigene Reviere. In guten Jahren gibt es manchmal noch einen Wurf im Herbst.

> Wie überwintern Igel?

Den Sommer über frisst sich der Igel eine Fettschicht an, die als Kälteschutz und Nahrungsvorrat für den Winter dient. Die nahrungsarme Winterzeit verbringt er im Winterschlaf in einem frostsicheren Winternest. Dabei werden alle Körperfunktionen auf ein Minimum herabgesetzt: Die Körpertemperatur fällt von 35° C auf 6° C , das Herz schlägt langsamer und die Atemzüge gehen von 50 auf vier pro Minute zurück. Ein hoher Blutzuckergehalt wirkt wie ein Frostschutzmittel. Der Beginn des Winterschlafes ungefähr Mitte November wird durch mehrere Faktoren, wie das Absinken der Bodentemperatur unter 0° C, die Abnahme der Tageslänge, die Dicke des Fettpolsters und die Höhe des Blutzuckerspiegels ausgelöst. Einige Tage vor dem Winterschlaf frisst der Igel weniger oder nichts. Der Darminhalt würde während des Winterschlafs faulen. Bis zu sechs Monate kann ein Igel im Winterschlaf verbringen, wobei er 15 bis 40 % seines Körpergewichts verliert. Wenn im Frühjahr (März/ April) sein Nest über 15° C warm wird,

beendet der Igel den Winterschlaf und wacht langsam wieder auf.

> Gefahren

- Hauptfeind des Igels ist das Auto. Jährlich werden hunderttausende Igel auf unseren Straßen überfahren (vgl. https://www.aktiontier-igelzentrum.de/igelschutz/gefahren-fuer-igel ).
Deshalb sollte man nachts im Siedlungsbereich oder in der Nähe von Hecken, Gebüschen und Gärten mit erhöhter Aufmerksamkeit fahren.

- Eine weitere große Gefahr liegt in dem übertriebenen Gifteinsatz gegen die Beutetiere (Schnecken, Insekten...) des Igels. Beim Bund Naturschutz gibt es gute Tipps, wie man auch ohne Gift im Garten auskommen kann.

- Baugruben, Gräben und Kellerschächte sind gefährliche Igelfallen. Sie sollten mit Brettern oder engmaschigem Draht abgedeckt werden. An Gartenteichen und Schwimmbecken sollten flach abfallende Böschungen oder Ausstiegsbretter angebracht werden.

- Bei Brauchtumsfeuern und beim Verbrennen von Gartenabfällen kommen viele Igel um. Unmittelbar vor dem Abbrennen müssen die Haufen vorsichtig geprüft werden.

- Beim Grasmähen unter Gehölzen sollte man diese vorher sorgfältig nach Igeln absuchen.

Trotz der zahlreichen Gefahren und Eingriffe in seinen Lebensraum ist der Igel nicht in seinem Bestand gefährdet. Dies ist vor allem auf die hohe Nachwuchsrate zurückzuführen, mit der die großen Verluste ausgeglichen werden. Igel gehören aber nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Tieren. Sie dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.

> Igelschutz – aber richtig!

Jeder kann mit wenig Aufwand im eigenen Garten dazu beitragen, die Lebensbedingungen für die Igel zu verbessern. Haben Sie keinen eigenen Garten, sollten Sie Nachbarn oder Freunde darauf aufmerksam machen oder sich für eine igelfreundliche Gestaltung der öffentlichen Grünanlagen einsetzen: Gestalten Sie Ihren Garten naturnah, indem Sie einheimische Gehölze, Stauden und Wildkräuter pflanzen. Sie sehen schön aus, brauchen wenig Pflege und bieten dem Igel Versteck und Nahrung. Lassen Sie Laub, Gestrüpp, abgetrennte Äste und Zweige in einer Gartenecke liegen. Schaffen Sie weitere Unterschlupfmöglichkeiten wie zum Beispiel Steinhaufen, Hohlräume in Holzstößen und unter Gartenhäuschen, für Tages- und Winternester!

Wichtig ist ein Komposthaufen mit organischen Abfällen, der für Igeln zugänglich ist. Der Igel freut sich, und Sie können Ihren organischen Müll sinnvoll entsorgen. Igel durchstreifen nachts große Gebiete zur Nahrungssuche. Deshalb sollten Sie für durchlässige Gartenzäune sorgen (Abstand des Gartenzauns zum Boden 10 cm oder kleines Loch im Zaun). Durch eine Zufütterung im Frühjahr und Herbst können Sie untergewichtigen Igeln schnell und wirksam helfen. Unterernährte Igel erkennt man an den eingefallenen Flanken und einer sogenannten

"Hungerlinie" im Halsbereich. Gesunde, wohlgenährte Igel sind dagegen birnenförmig. Von Gewichtsangaben wird hier bewusst abgesehen, da diese unter Fachleuten sehr umstritten sind und unter anderem vom Geburtsdatum des Igels abhängen. Als Futter eignen sich zum Beispiel: Hunde- und Katzenfutter, ungewürztes Rührei, Rosinen, Äpfel oder Nüsse. Um das Futter vor ungebetenen Gästen wie Katzen und Vögeln, aber auch vor Regen zu schützen, stellt man es abends in ein Kistchen, das mit zwei 10 x 10 cm großen Einschlupflöchern versehen ist oder unter ein umgedrehtes Obstkistchen. Futterreste müssen morgens beseitigt werden.

> Falsches Mitleid schadet nur

Gut gemeinte Tierliebe gegenüber kräftigen Igeln kann viel Schaden anrichten anstatt zu helfen!

Die Stoffwechselvorgänge bei der Vorbereitung auf den Winterschlaf sind kompliziert und auf ein Winternest im Freien ausgelegt. Die Beschaffenheit des Winterquartiers ist im Haus schwer nachzuahmen. Ist es zum Beispiel zu warm, fällt der Igel nicht richtig in den Winterschlaf und verbraucht zu schnell seine Energiereserve. Das Nahrungsangebot ist schwierig auf die momentane Stoffwechsellage abzustimmen. Das Wildtier Igel kommt nicht mit dem Leben in Gefangenschaft zurecht. Wenn junge Igel im Frühjahr zu spät ausgesetzt werden, sind die besten Reviere bereits besetzt. Sie müssen in ungünstigere, oft weit entfernte Reviere ausweichen. Hinzu kommt, dass diese Igel keine Erfahrung im Fangen lebendiger Nahrung haben, da ihnen bisher ihr Fressen mundgerecht serviert wurde. Diese Tiere schaffen es oft nicht, sich die notwendige Speckschicht für den Winter anzufressen und laufen uns im Herbst wieder untergewichtig vor die Füße. Auch wenn es hart klingt: Der Winter ist ein natürlicher Auslesefaktor und hilft, die Population gesund zu erhalten.

Deshalb nochmals unsere Bitte: Überwintern Sie gesunde Tiere nicht im Haus, sondern lassen Sie sie draußen! Schaffen Sie lieber Winterquartiere im Garten, und füttern Sie notfalls draußen zu.

Sollten Sie dennoch in die Notlage kommen, Igel zu überwintern oder verwaiste Igeljunge aufziehen zu müssen, fordern Sie weiterführendes Informationsmaterial an,

oder wenden Sie sich an eine nahe gelegene Igelstation.

 

Impressum:

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V.

Landesgeschäftsstelle Nürnberg

Artenschutzreferat, Dr. Kai Frobel

Autoren: Dipl.-Biol. K. Klein-Schmidt, G. Noe-Meißer, Dr. Kai Frobel

 

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