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Energie & Klima

Rettet unsere großen, alten Stadtbäume!

Mit dem 1. Oktober endete die sommerliche Schonzeit für unserer Stadtbäume- die alljährliche Fällsaison beginnt. Zwischen Anfang März und Ende September räumt das Bundesnaturschutzgesetz Mensch, Tier und der Natur eine Verschnaufpause von den immer weiter zunehmenden Zerstörungen von Baumbeständen ein. Beim Flächenverbrauch für Bautätigkeiten, aufgrund von Bedenken zur Verkehrssicherheit und in zu vielen Fällen ganz einfach wegen der Angst vor dem Laub werden in der Zeit von 01. Oktober bis 28. Februar Fällungen sowie starke Eingriffe an Bäumen vorgenommen. 

Stadt Regensburg hat eine Baumschutzverordnung

Mit der Baumschutzverordnung hat sich die Stadt Regensburg bereits im Jahr 1993 ein wertvolles Instrument zum Erhalt von großen, prägenden Bäumen gegeben, denn sie weiß: Ohne die Eichen, Buchen, Linden und Ahornbäume verlieren die Wohngebiete, Parks, das Welterbe und seine Bewohner*innen massiv an Lebensqualität. Ein wichtiger Grund ist die Wohlfahrtswirkung von Bäumen in der Sommerhitze. Die Verordnung wurde 2024 nochmals verbessert und z.B. auf Obstbäume erweitert. Die Baumschutzverordnung wird außerordentlich begrüßt! Gleichwohl sehen wir noch Verbesserungsbedarf, wie untenstehend dargestellt.

Die Stadt Regensburg hat ein Problem: Es wird zu heiß

In einer Stadt wie Regensburg, die regelmäßig die bundesweiten Hitze- und Versiegelungsrankings der Deutschen Umwelthilfe anführt, können die Ökoleistungen alter Stadtbäume und Stadtnatur für die Bevölkerung nicht genug betont werden[1]. Auch die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass es in der „steinernen Stadt“ Regensburg während sommerlicher Hitzeperioden gerade für vulnerable Gruppen essenziell ist, sich z. B. im Schatten aufzuhalten.[2] Stadtbäume kühlen ihre Umgebung durch Verdunstung und Beschattung. Ein Laubbaum mit 15 Metern Kronendurchmesser kann beispielsweise einer ganzen Festgesellschaft Schatten spenden. Zudem verbessern Stadtbäume die Atemluft: Schadstoffe wie Stickoxide oder Feinstaub werden aus der Luft gefiltert. Stadtgrün fördert zudem die körperliche und psychische Gesundheit der Anwohner*innen. 

Unsere Hoffnung: Altbäume sind unsere Klimaspezialisten

Nicht nur die Menschen, auch die Bäume leiden unter extremer Trockenheit, Hitze und ganz allgemein unter den Herausforderungen des städtischen Umfelds. Zunehmende Verluste der wertvollen Altsubstanz von Stadtbäumen sind eine ökologische, stadtklimatische und letztlich menschliche Katastrophe. Die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz fordert deshalb, dass der Erhalt von alten Bäumen zentrales Anliegen nachhaltiger Stadtentwicklung werden muss – auch, weil Ersatzpflanzungen den Qualitätsverlust jahrzehntelang nicht ausgleichen können.[3]

Beispielsweise sind große, alte Eichen in der Lage mit ihrem ausgedehnten Wurzelsystem Wasservorräte zu erschließen, die bei Trockenheit für eine ausreichende Verdunstung sorgen können.[4] Besonders geeignet: die Stieleiche.

Regensburg macht sich selbst zur steinernen Stadt 

Wie Regensburg digital im Juni berichtete,[5] erteilte das städtische Umweltamt auf Basis der Verordnung, die zum Schutz der wertvollen Regensburger Bäume erlassen wurde, einem Eigentümer eine Ausnahme-Fällgenehmigung für eine altehrwürdige Stieleiche am Rennplatz. Die Stieleiche am dortigen Münzerweg ist ein erschreckender Beleg dafür, –dass im Zweifel private Belange wichtiger sind als die wichtigen Schutzfunktionen des Baumes für die Öffentlichkeit. Protesten, Klagen und Einwänden der Miteigentümer, Anwohner, Verbände und der Bevölkerung zum Trotz wurde die Genehmigung durch die Stadt Regensburg leider nicht zurückgezogen.

Fällungen am laufenden Band

Dieser Vorfall reiht sich in eine Reihe weiterer bereits vollzogener oder geplanter Fällungen oder sogar Rodungen im Stadtgebiet. Das Stadtwäldchen in der Lilienthalstraße im Stadtwesten soll, wenn der in Aufstellung befindliche Bebauungsplan Rechtskraft erlangt, in großen Teilen gerodet und überbaut werden[6]. Im Frühjahr 2025 wurde ein 120 Jahre alter Naturgarten in der Jannerstraße gerodet.

Auch illegale Rodungen kommen vor. Dafür gibt es die BN-Mein-Baum-App um wertvolle Bäume zu dokumentieren damit im Zweifel „Beweise“ da sind, dass diese Bäume groß und wertvoll waren.

Erhaltungsmaßnahmen werden zu selten ausgeschöpft

Es ist unverständlich, weshalb die vielen Möglichkeiten zum Erhalt des geschützten städtischen Baumbestandes nicht ausgeschöpft werden, bevor zur Kettensäge gegriffen wird. Bei Fällungen wird häufig – neben den wirtschaftlichen Interessen von Bauträger*innen - mit der Verkehrssicherungspflicht argumentiert. Die Bäume müssten unverzüglich gerodet werden, da Gefahr im Verzug sei, z.B. durch herabfallende Äste. Diese Argumentation greift jedoch häufig nicht oder zu kurz. Zwar müssen laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes alle Eigentümer*innen von Bäumen sicherstellen, dass von diesen keine Gefahr ausgeht. Allerdings reicht hierfür regelmäßig eine fachlich fundierte und dokumentierte Begutachtung aus. Und es gibt viele Möglichkeiten einen Stadtbaum vor der Zerstörung zu bewahren, beispielsweise durch fachgerechten Rückschnitt oder Sicherungsmaßnahmen.

Hier muss die städtische Baumschutzverordnung nachgeschärft und dann auch konsequent umgesetzt werden – alle Regensburger*innen haben Anspruch auf eine intakte Stadtnatur!

Konkrete Maßnahmen sind notwendig 

Für einen wirksamen Baumschutz muss die städtische Baumschutzverordnung in folgenden Punkten nachgeschärft werden: 

  • wertvolle Baumsubstanz mit einem Alter von ca. 40 Jahren muss wirksam geschützt werden
  • Es müssen bereits Bäume mit geringerem Umfang als 100 cm vor Fällungen bewahrt werden können
  • Die Gründe für Ausnahmegenehmigungen müssen einer Prüfung standhalten – z. B. müssen gesundheitliche Gründe durch ein amtsärztliches Attest belegt werden.
  • Die Fällung und sonstige Zerstörung von Bäumen muss mit adäquaten Ersatzzahlungen bzw. Bußgeldern bewehrt sein
  • Ersatzpflanzungen müssen einem Vielfachen des gefällten Baumes entsprechen – ohne Herabwürdigung durch geringere Wuchsklassen
  • Die Stadt Regensburg braucht eine Strategie zum Erhalt der tatsächlichen Kronenüberschirmung im Bereich der im Zusammenhang bebauten Gebiete
  • Jeder Quadratmeter des Regensburger Kronendaches muss mindestens 1:1 mit flächigen Baum- und Gehölzpflanzungen ersetzt werden
  • Vor der Fällung von geschützten Bäumen muss vor dem verwaltungsmäßigen Vollzug der Baumschutzverordnung konsequent eine Konfliktlösung für die beteiligten Parteien durch die Stadt angeboten werden

Jede Fällung eines alten Stadtbaumes ist eine zu viel. Es muss in der Verwaltung und in der Bevölkerung ein Umdenken stattfinden, damit auch in Zukunft das Leben im steinernen Regensburg lebenswert bleibt. Der Schutz der grünen Riesen ist letztlich der Schutz unserer eigenen Lebensgrundlagen. 

Für mehr städtisches Grün, gegen weitere Versiegelung und Kahlschlagmaßnamen! Rettet die alten Stadtbaumriesen!

[1]www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Natur_und_Landschaft/Stadt/Stadtb%C3%A4ume/BN-Informiert_Einfluss_von_Stadtnatur_auf_unsere_Gesundheit.pdf

[2] https://www.regensburg.de/regensburg-507/nachgefragt/hitze-in-der-stadt, Interview mit Klimaresilienzmanagerin der Stadt Regensburg vom 02.07.2025

[3] https://galk.de/startseite/altbaeume-sind-unsere-klimaspezialisten/; Ergebnisse aus einem Hamburger Forschungsvorhaben „Stadtbäume im Klimawandel - SiK“ unterstreichen, dass gerade die Altbäume unsere Klimaspezialisten sind. Die Untersuchungen von Thomsen (2017) am Beispiel von großen Stieleichen am Straßenrand des Borgwegs mit Kronenradien von 13 – 18 m belegen, dass diese Bäume in der Lage sind, mit ihrem ausgedehnten Wurzelsystem Wasservorräte zu erschließen, die in Zeiten des Wassermangels im Boden dennoch eine ausreichende Verdunstung sicherstellen können.

[4] Dickhaut, W., & Fellmer, M. (2016). Stadtbäume im Klimawandel (SiK): Klimafolgen-Monitoring und Anpassung. in G. Ziemer, J. Weinhold, & N. Sliwinsky (Hrsg.), Explorationen: Forschung an der HCU 2015/2016 (Band 2, S. 34–35). (Explorationen; Band 2). HafenCity Universität Hamburg.

[5]www.regensburg-digital.de/auf-zweifelhafter-basis-regensburger-umweltamt-erlaubt-faellung-einer-100-jaehrigen-eiche/13062025/

[6]regensburg.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/pressemitteilung-biotop-lilienthalstrasse-retten-endlich-wertvolle-biotope-naherholungs-und-klimaflaechen-erhalten