Pressemitteilung: 100-jährige Stieleiche soll im Stadtgebiet gefällt werden: Der BUND Naturschutz (BN) stellt sich dagegen!
Zum Glück setzen sich Anwohner für den Erhalt des Baumes ein. Ein Gericht muss nun darüber entscheiden ob der Baum gefällt werden darf. Das Gerichtsurteil wird wichtig sein, gerade in Hinblick auf viele andere Bäume im Stadtgebiet die sonst Gefahr laufen, mit derart begründeten Fällgenehmigungen gefällt zu werden.
Der BN fordert die Stadt und insbesondere Bürgermeister Artinger und das Umweltamt auf, Fällgenehmigungen deutlich restriktiver zu handhaben und wo irgend möglich Bäume zu erhalten.
Gerade die BAUM-APP des BN will dabei helfen, dass Bäume „nicht einfach so“ verschwinden:
https://regensburg.bund-naturschutz.de/mein-baum-stadt-und-landkreis-regensburg
Mit einem Baumumfang von 210 Zentimetern steht die Eiche aufrecht und vital strotzend am Rennplatz im Münzer Weg. Sie ist ein amtlich kartierter Bestandsbaum und wuchs bereits vor dem Siedlungsbau ungehindert in die Höhe und Breite. Sie gilt – damals wie heute – als ein Baum erster Güte, laut städtischer Baumschutzverordnung, die Bäume in Wuchsordnung unterteilt. Hier besteht Prädikatschutz!
Unter Oberbürgermeisterin Christa Meier(SPD) wurden 1991 dieser und weitere schattenspendende Bäume am Rennplatz geschützt, indem diese im Bebauungsplan als zu erhalten einzeichnet wurden (BBP Nr. 216/I Rennplatz Süd; Festsetzung §18: „Vorhandener Baumbestand ist geschützt und darf weder beseitigt noch beeinträchtigt werden“). Schon 1991 wusste man um die Verbesserung unserer Lebensqualität und Ökologie durch den Erhalt von Bäumen und Gehölzen, welche die Stadtbevölkerung mit Kühle, Sauerstoff, Erholung versorgt und wichtig für die Fauna in Stadtgebiet sind.
35 Jahre später, in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und Biodiversitätsverlustes soll die Eiche auf Wunsch eines Teileigentümers beseitigt werden. Sie steht mit ihrem Stamm auf zwei privaten Grundstücken als Grenzbaum. Die einen Eigentümer wollen sie erhalten, der andere Eigentümer will sie fällen. Ein baumerhaltender Pflegeschnitt reicht wohl nicht. Das Umweltamt hat bereits eine Ausnahmegenehmigung für die Fällung erstellt. Mit Hilfe dieser Ausnahmegenehmigung klagt der eine Eigentümer gegen den anderen Eigentümer auf Fällung der Eiche.
Dem BN liegt die Fällgenehmigung vom Umweltamt vor.
Darin wird u.a. auf eine durch den Baum verursachte gesundheitliche Beschwerde verwiesen, wodurch das Gartengrundstück nicht nutzbar sei.
Ein Attest vom approbierten Arzt liegt laut unserer BN-Recherche wohl nicht vor.
BUND-Naturschutz Kreisvorsitzender Raimund Schoberer: „Wir lehnen nicht erst seit extremen Hitzesommern den zunehmenden Baumschwund im Stadtgebiet ab." Er verurteilt, dass kartierte Bestandsbäume wie diese 100-jährige Stieleiche eine aus seiner Sicht fragwürdig begründete Fällgenehmigung erhalten.
Wenn eine Eiche -also ein Baum, der in unserer Landschaft allerorten steht- wegen „gesundheitlicher Beschwerden“ gefällt werden kann, dann kann mit dieser Argumentation wohl jeder noch so gesunde und wichtige Baum in der Stadt gefällt werden. Der BUND Naturschutz lehnt diese Argumentation entschieden ab.
Der BUND Naturschutz fragt sich:
Warum erteilt das Umweltamt unter Umweltbürgermeister Artinger eine Ausnahmegenehmigung zur Baumfällung zum Nachteil der Allgemeinheit?
Der Baum bietet Kühle, Schatten, erzeugt Sauerstoff und bringt Grün und Naturvielfalt in die Stadt. Das sind wichtige Schutzgüter die es zu verteidigen gilt.
Astrid Schnell, im BN-Kreisvorstand beim Baumschutz aktiv, hat mit zertifizierten Fach-Baumpflegern die Eiche am Münzer Weg angeschaut und kann vor Ort keine unzumutbare Beeinträchtigung feststellen.
Der im Gutachten auch aufgeführte Balkon ist nach 30 Jahren wohl nicht wegen des Baumes zu erneuern, sondern benötigt eine klassische Bestandserneuerung. Auch Leitungsrohre sind kein Grund für eine Fällgenehmigung und eine Vermutung über Schäden an Rohren ist aus Sicht des BUND Naturschutz ebenfalls keine Begründung; zumal der Baum schon vor der Bebauung da war und man 1991 baulich Vorsorge hätte treffen können oder einfach „Abstand“ gehalten hätte.
Eine Ersatzpflanzungmit einem Stammumfang von 12-14 Zentimetern -wie von der Behörde im Fall der Fällung angeordnet - ersetzt nicht ansatzweise diese alte Eiche. Dieses Vorgehen führt zu einer Verschlechterung für die hitzegeplagten Regensburger Bürgerinnen und Bürger. In den Hitzesommern kühlt die Eiche signifikant die Außentemperatur. Eine Anwohnerin hat dem BN von der für sie wichtigen kühlenden Wirkung des Baumes berichtet.
Im Bebauungsplan Nr. 216/I von 1991 wurden weitere Bäume mit „O“ im Plan gekennzeichnet. Sowohl auf Privatgrund als auch auf öffentlichem Grund sind die Bäume aber nicht vorhanden. Raimund Schoberer bemängelt: „Daneben ist ein Kinderspielplatz, der ohne schattenspendende Bäume, wie eigentlich vorgesehen, für Kleinkinder im Sommer ohne Schatten unerträglich heiß werden kann.
Es stehen an anstelle von Bäumen dort Autos!
Schwindendes Stadtgrün, versiegelte Flächen, die sich aufheizen, und eine alternde Bevölkerung: Hitze stellt eine besondere gesundheitliche Bedrohung dar! Bäume in der Stadt sind wichtig. Regensburg hat hier ein besonderes Defizit und muss so handeln, dass mehr und nicht weniger Grün in der Stadt ist, weil:
- Regensburg ist amtlich attestiert, laut dem Landesamt für Umwelt, die am stärksten vom Klimawandel betroffene Stadt in ganz Bayern. Regensburg strahlt auch beim Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe, kurz DUH, mit dem dritten Platz in Deutschland 2024 weit über die Oberpfalzgrenze hinaus.
- Die Klimafunktion einer gesunden 100-jährigen gesunden Stieleiche kann nicht ersetzt werden, da eine neu gepflanzte Eiche über 50 Jahre benötigt, um zu dieser Kühlleistung zu kommen.
- Die Thermalbefliegung vom August 2024 zeigt klar die Hitzeinseln der versiegelten Stadt. Lediglich da, wo große Bäume stehen, wird das Temperaturniveau ausgeglichen.
- Vergangenes Jahr hat die Bundesregierung ein nationales Klimaanpassungsgesetz verabschiedet, die stadtplanerischen Maßnahmen der nachzupflanzenden Bäume müssen verbindlich umgesetzt werden.
- Hitze tötet. Wenn sich im Sommer besonders heiße Südwestlagen hartnäckig festsetzen, kann die Hitzebelastung in Regensburg ohne ausreichende Vorsorge lebensbedrohlich werden. Eine Verharmlosung der Gefahren ist deshalb unangebracht, wenn man sich die aktuellen und langfristigen Entwicklungen vergegenwärtigt. Was heute noch als Ausnahme erscheint, kann bald schon zur Regel werden.
Gez.
Raimund Schoberer & Astrid Schnell