PRESSEMITTEILUNG Fahrraddemo „I want to ride my bicycle!” am 22. September 2018
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Redner vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC), Verkehrsclub Deutschland (VCD), Bund Naturschutz (BN), den Grünen, dem Bündnis für Atomausstieg und erneuerbare Energien (BüfA) und der GRÜNEN JUGEND, mahnten grundsätzliche Verbesserungen in der Verkehrsplanung für den Radverkehr an. Es sind immer noch viele Lücken in wichtigen Radwegeverbindungen in Stadt und Landkreis nicht geschlossen, die Zweiradsicherheit an Kreuzungen nicht gewährleistet und allgemein viel zu wenig Platz für Fahradfahrer*innen im Straßenverkehr.
Wolfgang Bogie, VCD Vorsitzender und Anmelder der Fahrrad-Demo, stellte zu Beginn der Kundgebung klar, dass es bei der Fahrraddemo vorrangig um Sicherheit und die Beseitigung von Gefahrenstellen geht. „Es ist nicht unser Ziel die Autofahrer zu behindern, sondern die gefährlichen Kreuzungen und Wegeverbindungen selbst in den Vordergrund zu rücken“, erklärte Bogie. Der VCD-Vorsitzende möchte eine sichere Gestaltung der Radwege in Stadt und Landkreis, sodass 10-jährige Kinder die den Fahrradführerschein haben, alleine mit dem Fahrrad sicher zur Schule und zurückkommen.
Raimund Schoberer, der Vorsitzende des Regensburger BUND, fordert konkret 20 Prozent der personellen und finanziellen Mittel im Gesamtstraßenbauetat Regensburgs. Er zählte von der Sinzinger Eisenbahnbrücke bis zum Odessa-Ring einige Stellen in der Stadt und im Landkreis auf, an denen Verbesserungen zur Steigerung des Radverkehrsanteiles nötig sind. „Wenn jetzt wieder der Winter mit seinen Inversionswetterlagen kommt, stellen wir wieder fest, wie stark die Regensburger Luft belastet ist. Es dient allen, wenn mehr Radfahrer unterwegs sind, die die Umwelt entlasten“, so Schoberer.
Wolfgang Wegmann (BüfA) lobte die Teilnehmer der Demonstration für ihre demokratische Zivilcourage und erinnerte dabei an die Umweltschützer im Hambacher Forst.
Veronika Zeichinger (Bündnis 90/Die Grünen), leitete die Besetzung der DEZ-Kreuzung ein. „Wir Fahrradfahrer*innen verdienen mehr Sicherheit und mehr Platz auf der Straße.“ Wird in Regensburg ein neuer Fahrradstreifen auf einer Straße eingezeichnet, ergänzt Zeichinger, ist dieser oft weing breiter als ein Fahrradlenker. Da kann ein kleiner Schlenker schon zum Kontakt mit dem Seitenspiegel der nebenher fahrenden Autos oder sogar zu einem Unfall führen. Innerörtliche Straßen in denen aus Platzgründen keine ausreichend breite Radspuren realisiert werden können sollen auf eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h begrenzt werden.
Regine Wörle (ADFC) erinnerte an den Fahrradfahrer, der letztes Jahr an der DEZ-Kreuzung starb, weil ihn ein rechtsabbiegender LKW-Fahrer übersehen und überfahren hatte. Nach einer Schweigeminute in Gedenken an den Verunglückten Radler, stellte Wörle klar: „Jeder Verkehrsteilnehmer hat das Recht, lebend und gesund die andere Straßenseite zu erreichen!“ Lösungsvorschläge für Gefahrenbeseitigung an der DEZ-Kreuzung wären eine veränderte Ampelschaltung mit unterschiedlichen Grünphasen für Radler*innen und rechtsabbiegende Autos oder eine Wegführung auf unterschiedlichen Ebenen, wie bei dem Hooven-Ring in den Niederlanden.
Theresa Eberlein von der GRÜNEN JUGEND mahnte bei der Abschlusskundgebung: "Die Verkehrspolitik der Stadt Regensburg kann sich von dem motorisierten Individualverkehr nicht lösen. Die Verkehrsplanung konzentriert sich zu allererstes auf das Auto und die Radfahrer*innen und Fußgänger*innen müssen sich um den verbleibenden Platz streiten.“ Das gilt nicht nur für den Platz auf der Straße, sondern auch für den öffentlichen Raum in der Innenstadt, der viel gesünder und schöner sein kann, wenn er nicht als Blechabstellplatz genutzt werden würde.
Die Demonstration verlief sehr friedlich, die Polizei hatte nach eigener Aussage keine Probleme mit der Aktion. Einige Autofahrer*innen zeigten sich verärgert und hupten bei der Kreuzungsbesetzung. Viele zeigten sich jedoch verständnisvoll, Fußgänger*innen blieben stehen und winkten den Fahrradfahrer*innen aufmunternd zu. Schon im April 2018 kamen über 500 Radler*innen zu der ersten Demo dieser Art und zeigten, wie wichtig ihnen ein fahrradfreundlicher Stadtverkehr in Regensburg ist.
Die Aktionsplattform Verkehrswende sieht die Stadtpolitik und –verwaltung nach wie vor gefordert, die Lücken im Radwegenetz zügig zu schließen und konsequent sicherere Straßenbedingungen für Fahrradfahrer*innen zu schaffen. Sie nehmen jedoch auch die Bayerische Staatsregierung in die Verantwortung. Diese hat sich im Radverkehrsprogramm Bayern 2025 das Ziel gesetzt den Radverkehrsanteil bayernweit auf 20% zu steigern, überlässt die Umsetzung allein den Kommunen vor Ort. Deshalb fordert die Aktionsplattform Verkehrswende gemeinsam mit anderen Verkehrsverbänden ein Rad-Gesetz, dass dieses Ziel gesetzlich in Bayern verankert.
Wer wir sind? Die Aktionsplattform Verkehrswende in Regensburg ist ein freier Zusammenschluss von Vertreter*innen und Aktiven verkehrspolitisch engagierter Gruppen sowie interessierter Einzelpersonen. Wir setzen uns für eine Stärkung des ÖPNVs in der Stadt und im Landkreis Regensburg, sowie für eine Förderung des Rad- und Fußverkehrs ein. Eine nachhaltige Verbesserung der Luftqualität ist uns ein besonderes Anliegen. Bisher sind Mitglieder folgender Gruppen und Vereine bzw. deren Regensburger Untergliederungen beteiligt: Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC), Bund Naturschutz in Bayern (BN), Verkehrsclub Deutschland (VCD), Arbeitskreis Kultur Regensburger Bürger (AKK), attac, Bündnis für Atomausstieg und erneuerbare Energien (BüfA), Transition-Town, KHG, Bündnis gegen ein RKK am Kepler-Areal, Altstadtfreunde Regensburg, Greenpeace, Bündnis90/Die Grünen, GRÜNE JUGEND, ÖDP, Die Linke.