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Pressemitteilung: Gibt ein Schlichtungstermin für die kapitale Stieleiche am Rennplatz Grund zur Hoffnung?

Die mittlerweile stadtbekannte alte Eiche, die aufgrund des medialen Echos traurige Berühmtheit im klimagebeutelten Regensburg erlangte, steht aktuell noch am Rennplatz am Münzerweg. Sie zeigt sich, wie viele Jahrzehnte bereits zuvor, im wiederkehrenden farbenprächtigen Herbstkleid – vielleicht 2025 zum letzten Mal –, denn sie soll mit amtlicher Ausnahmegenehmigung gefällt wer-den. Wir vom BUND Naturschutz und die neugegründete BN-Stadtbaumgruppe lehnen die Fällung entschieden ab. Die Begründung trägt unseres Erachtens nicht.

10.11.2025

Update: Die Schlichtung am 11.11.2025 ist leider gescheitert!

 

Nun kommt mehr Bewegung in die Causa Stieleiche. Eine klare Mehrheit der Anwohner vom Münzerweg und der Eigentümergemeinschaft fordern mit ihren Unterschriften den Erhalt der gesunden Stieleiche beim Umweltamt ein. Sie haben gute Chancen, denn die Eiche steht zum Glück auf zwei Grundstücken, somit braucht man zum Fällen der Eiche auch die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft, die verweigert wird.

Familie Saule von der Eigentümergemeinschaft mahnt in ihrer Stellungnahme: „Vor der Erteilung der Fällgenehmigung wurden wir vom Umweltamt der Stadt Regensburg nicht angehört. Eine Stellungnahme von uns als betroffene Partei wurde im Vorfeld von der Genehmigungsbehörde nicht eingeholt.“

Ein Gericht hat dazu einen Schlichtungstermin für einen Einigungsversuch der Parteien verlangt, der nun für Dienstag, den 11.11.2025, anberaumt wurde.
Familie Saule führt weiter schriftlich aus: „Gemäß Bebauungsplan der Stadt Regensburg „Rennplatz-Süd vom 17.06.1991“ ist die Eiche als besonders geschützt und erhaltenswert gekennzeichnet. Darauf haben wir uns beim Kauf der Wohnung verlassen, und es war ein entscheidender Grund für uns, diese Wohnung auch zu erwerben. Sollte die Eiche tatsächlich gefällt werden, wäre das ein massiver Eingriff in unsere Wohn- und Lebensqualität und uns würde dadurch erheblicher Schaden zugefügt werden.“

Raimund Schoberer, Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz sagt: „Als BUND Naturschutz bauen wir stark darauf, dass die alte Eiche erhalten bleibt und die Schlichtung der Nachbarn zu einem Ergebnis für den Baumerhalt und das positive Stadtklima führt“.
Astrid Schnell von der Stadtbaumgruppe ergänzt: „Ein fachgerechter Pflegeschnitt, für mehr Luft und Sonne im Garten des Klägers, würde allen helfen – der Eiche, dem aufgeheizten Klima und den „Anwohnern beider Seiten“.

Bettina Schedlbauer-Beyer appelliert als direkte Nachbarin in ihrer Stellungnahme: „Unser Reihenhaus mit dem handtuchgroßen Garten ist nach Süden ausgerichtet, das bedeutet, in den Sommermonaten wird es durch die Versiegelung der umgebenden Flächen jährlich heißer. Allein die gesunde Eiche nebenan sorgt für erträgliche Temperaturen in unserem Garten, indem sie durch Beschattung und Verdunstungskälte ein angenehmes Klima schafft, das auch nachts beim Schlafen anhält.“

Schoberer ergänzt: „Täglich verdunstet die gesunde Eiche am Münzerweg bei einem Hitzetag rund 400 Liter Wasser, sofern sie genügend Wasser hat.“ Das ist enorm und unverzichtbar im Kampf gegen ansteigende Hitzetage.

Die Stadt Regensburg hat ein Problem: Es wird zu heiß und zukünftig wegen des fortschreitenden Klimawandels sollen die sommerlichen Hitzephasen deutlich belastender und heißer werden. In einer Stadt wie Regensburg, die regelmäßig die bundesweiten Hitze- und Versiegelungsrankings der Deutschen Umwelthilfe anführt, können die Ökoleistungen alter Stadtbäume und die Stadtnatur für die Bevölkerung nicht genug betont werden. Auch die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass das Stadtgrün mit seiner kühlenden Funktion in der „steinernen Stadt“ Regensburg während sommerlicher Hitzeperioden gerade für vulnerable Gruppen essenziell ist.

Astrid Schnell fordert die Stadt auf, grundsätzlich große, mittlere und alte Bäume zu erhalten und primär einen Pflegeschnitt vor einer Fällgenehmigung schriftlich anzuraten. „Gerade unsere kostenlose BN-BAUM-APP stärkt den Baumerhalt und die Biodiversität im Stadtgebiet:“ regensburg.bund-naturschutz.de/mein-baum-stadt-und-landkreis-regensburg. Jede und jeder kann mitmachen.

Mit der Baumschutzverordnung hat die Stadt Regensburg ein wertvolles Instrument zum Erhalt von großen, prägenden Bäumen, denn sie weiß: Ohne die alten Eichen, beeindruckenden Buchen, hohen Linden und urwüchsigen Ahornbäumen verlieren die Regensburger Wohnquartiere und seine Bewohner*innen massiv an Lebensqualität, nicht nur am Münzerweg. Da hilft dann auch kein Welterbe als Ausgleich. Für wirksamen Baumschutz fordern wir, die städtische Baumschutzverordnung in folgenden Punkten nachzubessern:

Erweiterung des Baumschutzes auf Bäume ab 80 cm Stammumfang. (Aktuell gilt ein Baumschutz ab einem Stammumfang ab 100 cm. Aber auch Bäume mit 80 cm Stammumfang sind klimarelevant.)
Die steigende Hitzebelastung und gesundheitliche Belastung der Bürgerinnen und Bürger in der unmittelbaren Umgebung (Nachbarn) müssen in die Fäll-Genehmigungs-Abwägung mit einbezogen werden.
•Einer Fällgenehmigung von geschützten Bäumen aus gesundheitlichen Gründen darf - ohne Ausnahme - nur durch ein amtsärztliches Attest stattgegeben werden.
Ersatzpflanzungen müssen zwingend angemessen sein. Einen großen Baum mit einem kleinen Baum auszugleichen, ist vor dem Hintergrund des Klimawandels abzulehnen.
•Um Schaden von der Allgemeinheit abzuwenden, muss ein Ausgleich erfolgen, der in Relation zum Verlust zumindest 100 % klimawirksam ist.
Das Fällen von Bäumen für Parkplätze und Tiefgaragenstellplätze ist sofort einzustellen.

Anfang Oktober haben wir vom BN die Stadtratsfraktionen und die Stadtverwaltung angeschrieben, diese Verbesserungspunkte mit der Bitte um „Tätig werden“ übersendet. Aus BN-Sicht werden auch Baumerhaltungsmaßnahmen zu selten ausgeschöpft. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Stadtbaum vor der Zerstörung zu bewahren, beispielsweise durch fachgerechten Rückschnitt oder Sicherungsmaßnahmen.

Gez. Raimund Schoberer | 1.Vorsitzender Kreisgruppe Rgbg BUND Naturschutz e.V.
Astrid Schnell | Vorstandsmitglied Kreisgruppe Rgbg & Stadtbaumgruppe BUND Naturschutz e.V.

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