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10-Jahre nationale Naturerbe-Fläche Frauenholz: Ein immer wertvoller werdendes Naturjuwel südlich von Regensburg feiert Jubiläum

Die nationale Naturerbe-Fläche Frauenholz südwestlich von Obertraubling ist ein echter Schatz in der Region Regensburg und feiert Jubiläum. Es ist besonders dem BUND Naturschutz zu verdanken, dass der ehemalige Standortübungsplatz Oberhinkofen vor 10 Jahren nationale Naturerbe-Fläche wurde und sich seitdem vor den Toren von Regensburg unter dem Begriffe „Naturerbe-Fläche Frauenholz“ zu einem echten Naturjuwel entwickeln durfte und darf.

16.05.2024

Ein Wegenetz - unbedingt Wegegebot und Leinenpflicht für Hunde beachten! - ermöglicht den Naturschatz mit allen Sinnen zu erfahren.

Ehrenvorsitzender Dr. Streck von der BN-Kreisgruppe Regensburg bat 2010/2011 den damaligen Kuratoriumsvorsitzenden der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Dr. Hubert Weinzierl darum, die Flächen in die DBU-Stiftung zu überführen und sie so der vorhandenen Begehrlichkeit lokaler Politik-, Forst- und Landwirtschaftsvertreter zu entziehen. Hubert Weinzierl war von 1969 bis 2002 Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern und hat sich hier große Verdienste erworben.

Bei der Exkursion des BUND Naturschutz konnte ein weiteres Mal die tolle Entwicklung dieses rund 500 Hektar großen Areals gezeigt werden. Etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung des BN gefolgt. Das Motto lautete: Der naturnahe Waldumbau in Zeiten des Klimawandels und die wichtigen Laichgewässer für Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Kammmolch. Bundesförster Ingo Meierjürgen (Revierleiter) und Raimund Schoberer vom BUND Naturschutz leiteten die Jubiläums-Exkursion.

Erste Station war der naturnahe Wildnis-Wald: Die Teilnehmer gingen auf einem ehemaligen Weg durch das Dickicht und bekamen eine Vorstellung davon, was den Wildnis-Wald so wertvoll macht. Förster Meierjürgen führte aus: „In diesem Abschnitt des Waldes machen wir keinen Eingriff mehr. Wir lassen das einfach so wachsen wie es kommt.“ Früher war der ca. 10 Hektar große Wildnis-Wald ein Platz, wo Soldaten Übungen abhielten. Dieser Bereich des Naturerbes ist deshalb so besonders, da man alle drei Entwicklungsphasen bei Bäumen sehen kann: die Verjüngungsphase, die Reifephase und letztendlich die Zerfallsphase. Die letzte Phase, bei der nur noch stehendes oder liegendes Totholz zu sehen ist, gibt es bei uns nur noch sehr selten in Wäldern, ist aber für die Selbstheilungskräfte eines Waldes und den Arterhalt von Insekten, Pilzen und Moosen von zunehmender Bedeutung.

Im Frauenholz werden Fichten beim Umbau in einen Naturwald wo notwendig nach und nach bis auf rund 10% entfernt, denn die Bäume sind eigentlich nicht standortheimisch und bringen das Problem des Borkenkäfers mit sich. Im Naturwald ist er hingegen kein Problem. Der Klimawandel und die für Wälder schon dramatischen letzten Sommer setzen aber nicht nur der Fichte zu. Auch Kiefern und Buchen leiden laut Meierjürgen und könnten im schlimmsten Fall in den nächsten Jahrzehnten komplett Opfer des klimatischen Umbruches sein. Alleine 2024 startet schon wieder mit Rekordtemperaturen.

Zweite Station war ein schöner Waldrand mit Übergang zu einer extensiven Wiese. Den Waldrand wolle man auch weiterhin pflegen und gelegentlich Licht reinbringen, um z.B. solche Bäume wie den Apfelbaum freistellen zu können. Im Naturwald gehen diese Bäume sonst unter. Durch den Eingriff entstehen auch Kleinklimazonen, in denen wiederum verschiedenste Tierarten wie die Blindschleiche oder das Mauswiesel einen Lebensraum finden. Auch die Fledermäuse jagen gerne am Waldrand. Viele neue Arten von Pflanzen und Tieren haben erst durch den Menschen in unserer Kulturlandschaft Lebensräume gefunden. Deshalb müsse man teilweise in die Natur eingreifen, um ihnen den Lebensraum zu erhalten. Revierförster Meierjürgen ergänzte, dass man natürlich wegen der Verkehrssicherung an den befestigten Waldwegen weiterhin eingreifen muss. Ist beispielsweise der Brandkrustenpilz am Stamm sichtbar, weiß der Förster, dass die Bäume nicht mehr lange standhalten. Sie müssen dann im Straßenumfeld gefällt werden.

Die dritte Station widmete sich den Amphibien: Franz Häring ist hier ehrenamtlich äußerst aktiv. Er unterstützt den amtlichen Naturschutz bei der Erfassung der Amphibien und konnte äußerst interessant berichten. Im Frauenholz haben sich Gelbauchunken in einem großen, stabilen Bestand sowie ein kleines Vorkommen der Kreuzkröte und des Kammmolchs etabliert. Insbesondere die Gelbbauchunken laichen in unbewachsenen Pioniergewässern, die in den ehemaligen Fahrspuren von Panzern entstanden sind und heute durch schwere Radfahrzeuge gezielt entstehen. Zum Erhalt dieser Arten werden hier künstlich sonnige und unbewachsene Laichgewässer geschaffen. Wie notwendig dies ist, zeigt die Tatsache, dass der Kammmolch in Stadt und Landkreis Regenburg lediglich im Frauenholz in einer letzte Population erhalten geblieben ist. Auch Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Erdkröte, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch profitieren von der Neuanlage von auch temporären Kleingewässern.

Die Exkursion findet jährlich seit rund 10 Jahren statt. Die positiven Entwicklungen kann man sehr gut erkennen. Wunschvorstellung von Raimund Schoberer vom Bund Naturschutz ist, dass das Gebiet sich weiterhin naturnah entwickelt und der Klimawandel noch eingebremst wird, damit uns die edlen und vertrauten Buchen mit ihren tollen Laubfarben erhalten bleiben. Besonderer Wunsch ist auch, dass der in die Fläche hineinragende Staatsforst möglichst extensiv bewirtschaftet wird. Ziel sollte auch hier ein möglichst unbewirtschafteter Naturwald sein.

Weitere Infos auch auf der Seite der DBU: www.dbu.de/naturerbeflaechen/frauenholz/
Und zur Historie der DBU-Ausweisung gerne auch bei Dr. Peter Streck bzw. Raimund Schoberer nachfragen!

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