Atomausstieg: Regensburg zeigt den Weg in die Zukunft!
Nicht wenige fordern den Weiterbetrieb jener letzten drei Atommeiler, zum Teil sogar über Jahre hinaus. Der vergangene Winter hat bewiesen, wir kommen ohne Atomenergie aus. Leider bewirkte der Weiterbetrieb unflexibler Atomkraftwerke, dass Windräder gedrosselt wurden und Kohlekraftwerke in gewohnter Leistung Strom produzierten. Wenn jene behaupten, mit Atomkraftwerken könne Kohlestrom ersetzt werden, verstehen diese offenbar die Systematik des Strommarktes nicht und betreiben Propaganda pro Atom und pro Großkonzerne.
Hanebüchen klingt die Forderung der FDP, die drei Kraftwerke in einer Reserve betriebsbereit zu halten. Wir sehen darin ein Trojanisches Pferd zum Wiedereinstieg in die Atomkraft. Dieses verbohrte Festhalten an der Atomkraft beschreibt genau jenes ideologische Handeln, welches den Verfechtern des Atomausstiegs vorgeworfen wird.
Wenn Atomkraftbefürworter von Sicherheit reden ist Vorsicht geboten. Vor beiden großen Katastrophen 1986 und 2011 schworen die Befürworter auf die sichere und beherrschbare friedliche Nutzung der Atomenergie. Sprechen jetzt Politiker von hohen Sicherheitsstandards, ignorieren sie alarmierende Revisionsberichte der Reaktoren Neckarwestheim und Emsland. Wären diese Atomkraftwerke Autos, sie würden sofort aus dem Verkehr gezogen. Der baugleiche Reaktortyp ISAR 2 steht gut 50 km von Regensburg entfernt. Eine Havarie hätte für unsere Region nicht vorstellbare Folgen. Vor den Hintergrund des Ukrainekrieges stellt sich doch besonders die Frage: welche Sicherheit bietet Atomkraft im Konfliktfall oder vor dem Hintergrund von Terrorismus?
Es klingt wie blanker Hohn, wenn Unionspolitiker den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke zum Klimaschutz fordern. 16 Jahre CDU-geführte Bundesregierung bediente sich Regularien und Mechanismen, um den Ausbau der Erneuerbaren effektiv und nachhaltig zu verhindern: Trotz Gabrielsenke und Altmaierknick erreicht der Anteil der Erneuerbaren im deutschen Strommix um die 50 %. Diesen Erfolg dürfen sich nicht Politiker auf ihre Fahnen schreiben, sondern engagierte Bürger, die trotz widrigster Umstände am Ausbau der Erneuerbaren festhielten - jene Energieform, die während des Widerstands gegen Atomenergie ihren Anfang nahm.
Die Nutzung der Atomenergie ist nicht - wie oft behauptet - klimaneutral. Alleine Urangewinnung verursacht viel klimaschädliche Emissionen. Alleine aus dieser Betrachtung verursacht eine Kilowattstunde Strom aus einem Atomkraftwerk mehr klimaschädliche Gase als eine Kilowattstunde Strom aus Windenergie. Im Vergleich zur Photovoltaik schneidet Atomenergie noch viel schlechter ab. Zudem kann niemand abschätzen, wie viel klimaschädliche Emissionen die Entsorgung des Atommülls verursachen wird.
In Sicherheit wiegt sich die Anti-Atom-Bewegung erst, wenn der fortschreitende Rückbau der Wiederinbetriebnahme entgegen steht. Doch damit endet nicht die Geschichte der Nutzung der Atomenergie. Atommüll lagert an den Standorten der ehemaligen Kraftwerke und sorgt für ein nicht zu vernachlässigendes Gefahrenpotential. Bis zum Zeitpunkt der Einlagerung in ein Endlager wird sowohl für die CASTOR-Behälter die Zulassung als auch für die Gebäude der Zwischenlager die Genehmigung abgelaufen sein. Niemand kann sagen, ob die Behälter noch sicher sind und dicht halten. Eines kann die Wissenschaft sagen: Das Gefahrenpotential nimmt im Laufe der Zeit zu.
Mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke ist noch lange nicht Schluss. Einerseits beschäftigt der zu entsorgende Atommüll noch Generationen. Zweitens produziert eine Fabrik in Lingen Brennelemente für Atomkraftwerke – und das mit russischer Beteiligung.
Regensburger Bürger zeigen den Weg in die Zukunft: Dieser Weg ist erneuerbar und möglichst regional! Die Bürger in der Gemeinde Sinzing votierten in zwei Bürgerentscheiden für Energie aus Wind und Sonne. In Regensburg bereitet ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen ein Bürgerbegehren vor, die REWAG zu "erneuern" und Wertschöpfung regenerativ und regional zu generieren. Mit den Genossenschaften BERR und KERL existieren in der Region bereits Strukturen, Bürger und Kommunen zu Akteuren der Energiewende zu machen.
Jetzt schlägt viel mehr die Stunde der Erneuerbaren, die Stunde der Bürger, die nun endlich an der Stromproduktion partizipieren können und müssen. Dies verlangt unsere Gesellschaftsform, schweißt Menschen zusammen und bringt die erforderliche Akzeptanz für Erneuerbare Energien. Mit Stolz können dann Kommunen, Bürger und Genossenschaften von sich sagen: "Wir sind der Strom!"
Daher: morgen am 15. April 2023 feiern wir endlich nach jahrzehntelangem Eintreten für das Abschalten der letzten noch laufenden Atomkraftwerke, endlich diesen wichtigen Tag. Jeder sollte mitfeiern!
BN Kreisgruppe Regensburg
Sprecher Thema Energie
Franz Waldmann