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Pressmitteilung zur Jahresmitgliederversammlung 2024 - BUND Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Regensburg

Am 17.04.2024 eröffnete Raimund Schoberer, der 1. Vorsitzende der BUND-Naturschutz Kreisgruppe Regensburg, die Jahresmitgliederversammlung 2024.

24.04.2024

Berichte aus den Ortsgruppen
Alexander Pöppl und Christian Rauscher stellten zunächst das tolle und vielfältige Wirken der beiden Ortsgruppen Beratzhausen und Wenzenbach für Umwelt und Natur vor. Beratzhausen setzt sich unter anderen für eine artenreiche Feuchtwiese an der Schwarzen Laber und für Streuobstbäume ein. Die OG Wenzenbach hat unter anderem den Wettbewerb „Natürlich fürs Klima“ des Umweltministeriums für das Bachprojekt „Grünes T“ gewonnen. Sie hat dazu Vorschläge für eine Renaturierung, für die Schaffung von Retentionsflächen und die Anlage von Mäandern erarbeitet.

“Europa: Demokratie – Umwelt – Natur“
Richard Mergner

Als besonderer Gast konnte Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz, für einen Vortrag zur bevorstehenden Europawahl zum Thema “Europa: Demokratie – Umwelt – Natur“ gewonnen werden. Die EU ist seiner Meinung nach für uns alle absolut wichtig und der Pfeiler für die Friedenssicherung in Europa. Frieden und Demokratie sind eine grundlegende Voraussetzung für die Naturschutzarbeit. Eine große Gefahr für die EU sind die politischen Kräfte am rechten Rand. Diese streben nicht nur einen EU-Austritt an, sie sind auch gegen Umweltschutz.

Unter den EU-Richtlinien zum Schutze der Umwelt hat uns z.B. die Natura-2000-Richtlinie ein Netzwerk an Naturschönheiten beschert! Der BUND Naturschutz konnte wesentliche Impulse zum Schutz einzigartiger Naturjuwele einbringen.

Eine Gefahr für Umwelt und Natur geht allerdings von der Handelspolitik der EU aus. Vorschriften für den Umweltschutz kommen dadurch leicht unter die Räder. Als Beispiel nennt Mergner die erst vor kurzem erfolgte Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat.

Im Jahr 2019 gab es laut Mergner eine Aufbruchstimmung. Die EU legte einen „Green Deal“ für Europa vor. Es ging dabei z.B. um Emissionsreduzierung oder um die Erhöhung des Anteils der ökologischen Landwirtschaft.

Seit zwei Jahren formiert sich aber ein starker Widerstand dagegen, der v.a. durch die EVP vorangetrieben wird. Durch die Kommissionspräsidentin wurde wieder der Rückwärtsgang eingelegt. Umweltschutz wird jetzt als Wachstumshemmnis betrachtet! Die Kommissionspräsidentin hat vor kurzem leider auch einen Schwenk in Richtung pro Atomkraft hingelegt. Mit Angstmacherei wie der Gefahr eines Stromausfalls wird von den eigentlichen Problemen abgelenkt.

Die Tatsache, dass rund 60 % des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden, wird unterschlagen. Es wird die Lüge verbreitet, dass wir jetzt Atomstrom aus dem Ausland importieren müssen. Im Saldo hat aber Deutschland mehr Strom in andere europäische Länder geleitet, als es importiert hat (und auch der importierte Strom wird nicht hauptsächlich mit Atomkraft erzeugt). Eine sichere Energieversorgung ohne AKW war und ist in Deutschland nach Abschaltung der letzten drei Atommeiler am 15.4.2023 gewährleistet.

Mergner beendete seine Ausführungen mit einem Aufruf zur Europawahl zu gehen. Der BUND Naturschutz sieht in Anbetracht dieser Wahl seine Aufgabe darin, die positiven Effekte der EU herauszustellen, welche den Umweltschutz und die Demokratie stärken.

Die Kreisgruppe Regensburg lädt dafür am 08.05.24 die örtlichen Kandidaten zur Europawahl ins Naturkundemuseum Ostbayern zu einer öffentlichen Gesprächsrunde ein.

Inselprojekt „Donauinsel bei Mariaort“
Raimund Schoberer / Dr. Albrecht Muscholl-Silberhorn:

Das Projekt zur schrittweisen Renaturierung der letzten unbebauten Donauinsel nahe Regensburg läuft seit rund 10 Jahren. Es ist sicher einmalig, dass eine Kreisgruppe auf einer Insel Fuß fassen konnte. Auf der Donauinsel konnten Flächen erworben und renaturiert werden. Durch viele Spenden ließ sich das Projekt schon teilweise umsetzen. Unser Ziel ist, weitere Flächen zu erwerben. Unterstützung erhielten wir auch von amtlicher Stelle. Bei den Renaturierungsarbeiten erfolgte eine Abstimmung mit und die Genehmigung durch das Landratsamt. Es wurde u.a. durch Bodenabtrag ein zusätzlicher Hochwasser-Retentionsraum geschaffen. Die schonende Pflege wird u.a. von Mitgliedern der Kreisgruppe durchgeführt.

Dr. Albrecht Muscholl-Silberhorn, ein ausgezeichneter Artenkenner, stellte anschließend die Er-gebnisse seines Biodiversitätsckecks 2019 – 2023 vor. Rund 650 Arten konnten ermittelt werden! Die Bestimmung erfolgte weitgehend nach Fotos. Es mussten also keine Tiere gefangen oder gar getötet werden. Im Laufe dieser Jahre war die Sukzession gut nachvollziehbar. Pionierpflanzen wurden allmählich durch Folgepflanzen ersetzt. Es existiert eine große Artenvielfalt auf kleinem Raum.

Diese Artenvielfalt basiert auf einer Vielfalt an unterschiedlichen Kleinbiotopen: Uferbereiche, warme Kleingewässer, Schilfgürtel, Feuchtwiese, Magerwiese, Ruderalflächen, Ackerrand, Totholz, offener Boden durch die Aktivität des Maulwurfs, Bäume und Sträucher.
Schoberer gibt noch bekannt, dass wir für das Projekt den Stiftungspreis „Naturerbe Donau“ bekommen haben. Am 29.06.2024 wird die Preisverleihung erfolgen. Es finden auch laufend Inselführungen statt.

Jahresrückblick/Ausblick Kreisgruppe Regensburg
Raimund Schoberer:

R. Schoberer gibt einen Überblick über die Tätigkeiten und Probleme der BN-Kreigruppe des vergangenen Jahres. Er dankt allen Ortsgruppen für deren vielfältigen Unternehmungen. In der Kreisgruppengeschäftsstelle unterstützt nun Simon Schindler die Leiterin Dr. Angela Nunn.
Rückblick:
• Herausgabe eines Einkaufsführers und der BN-Notizen
• Biberschutzaktion am oberen Wöhrd mit dem Gartenamt
• Unterstützung des BBBB (Bündnis zum Schutz der Besten Böden Bayerns)
• Steinbruch Wiesent
• Südost-Link (Die Stromkosten (Netzentgelte) werden wegen des Projekts steigen.)
• Stadtbahn (Ja, aber grüne und blaue Infrastruktur muss mitgeplant werden. Ein Ratsbegehren am Tag der Europawahl wird es geben.)
• Temperaturmessungen mit der Wärmebildkamera
• Probleme in der Stadt Regensburg: Wäldchen an der Lilienthalstraße (Biotop-, Erholungs- und Klimafläche!), geplante Regenbrücke und Kreisel Sallern, Gleisdreieck, Ost-bahnhof (Anlieger klagen), Schlämmteiche, Güterverkehrszentrum Burgweinting.
• BN-Flächen neu 2023: Großer Perlbach, Otterbach, Züchmühlbach (Inzwischen besitzt der BN im Raum Regensburg rund 55 ha Naturschutzflächen)
• Teilnahme an Demo in Berlin
• Aktion naturnaher Garten
• Amphibienrettungsaktion bei den ehemaligen Schlämmteichen und vieles mehr!
Ausblick:
• Das Naturmobil ist für 2024 schon komplett ausgebucht!
• Moorwiese bei Schönach: Angebot für die 2,5 ha liegt vor.
• 08.05. um 18 Uhr im Naturkundemuseum: BN lädt die Kandidaten zur Europawahl ein.
Raimund Schoberer dankt allen, die mit ihrem Engagement diese Tätigkeiten ermöglicht und sich mit den anstehenden Problemen beschäftigt haben.

Kassenbericht
Walter Nowotny:

Schatzmeister Walter Nowotny stellt den Kassenbericht 2023 vor und ruft dann dazu auf, das Geld für sinnvolle Projekte auszugeben. Als Beispiele nennt er etwa Spenden für Schulen für deren Sammeltätigkeit bei der HUS (jährliche Spendensammlung des BUND in Bayern e.V.), Zuschüsse zu Demofahrten für Jugendliche und Mitglieder mit geringen finanziellen Mitteln, Zuschüsse für Lehrgänge, Durchführung von Projekten. Die Vorstandschaft wird einstimmig entlastet.

Diskussion / Stadtbahn:
In der anschließenden Diskussionsrunde greift eine Dame die Verkehrswende auf. Sie fragt nach, ob es eine Alternative zur geplanten Stadtbahn gibt und führt einige Argumente gegen eine Stadt-bahn an: Sie beanstandet die erforderlichen Umstände für den Straßenbahnbau. Über 600 Bäume müssten dafür gefällt werden, der CO2-Ausstoß beim Bau wäre groß und außerdem wird es ihrer Meinung nach E-Busse geben, wenn die Straßenbahn da ist. Johann Brandl kritisiert die Rückseite des Stadtbahnflyers. Die Grafik findet nicht seine Unterstützung. Er sagt auch, dass statt der 90 % Zuschüsse wie im Flyer angegeben nur etwa 60 % zu erwarten wären und die Kosten von geschätzt 1,2 Milliarden Euro viel zu hoch wären. Helmut Kangler geht darauf ein. Die Autos werden nicht voller in Stoßzeiten. In der Grafik ist die maximale Umlagerung auf die Straßenbahn dargestellt. Die 90 % beziehen sich auf den Kernbau, nicht aber auf die damit verbundene Veränderung des Straßenraumes. Hannes Eberhardt ist dem BN dankbar, dass dieser sich für die Stadtbahn einsetzt. Er betont, dass die ÖDP um jeden Baum kämpft. Er hält eine andere Aufteilung des Straßenraums unbedingt für erforderlich. Schoberer legt dar, dass der BN durchaus kritisch ist. Die Kreisgruppe ist dafür, dass weiter geplant wird, sie will aber mitreden, v.a. wenn es um Umweltbelange geht. Jedes Mitglied kann beim anstehenden Ratsbegehren selbst entscheiden, was es für richtig hält.
Am Schluss bedankt sich Raimund Schoberer bei allen für ihre Mitarbeit und beschließt die Versammlung.

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