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Stellungnahme - Bebauungsplan Nr. 287 – Keilberg - Hollerweg

Als Bund Naturschutz legen wir deutlichen Widerspruch gegen Planungen ein, die im Stadtgebiet von Regensburg im Jahre 2022 weiterhin amtlich kartierte Biotope überplanen. Die Stadt Regens-burg erkennt offensichtlich nicht an, dass der Erhalt der Biodiversität ein zentrales und wichtiges gesellschaftliches Ziel ist; nicht nur im Amazonasgebiet sondern auch hier und heute bei uns. Im direkten Umfeld der beplanten Flächen gibt es genügend Flächen, welche eine sehr geringe Bio-diversität aufweisen und überplant werden könnten. Alleine, es fehlt offensichtlich der Wille, Bio-diversität in der grundsätzlichen Aufstellungsabwägung hinreichendes Gewicht beizumessen.

17.03.2022

Sehr geehrte Damen und Herren!

Sehr geehrte Stadtspitze und Stadtrat von Regensburg,

für die förmliche Beteiligung am o.g. Verfahren bedankt sich die Kreisgruppe Regensburg des Bundes Naturschutz. Im Rahmen des Verfahrens nehmen wir wie folgt Stellung:

Als Bund Naturschutz legen wir deutlichen Widerspruch gegen Planungen ein, die im Stadtgebiet von Regensburg im Jahre 2022 weiterhin amtlich kartierte Biotope überplanen. Die Stadt Regensburg erkennt offensichtlich nicht an, dass der Erhalt der Biodiversität ein zentrales und wichtiges gesellschaftliches Ziel ist; nicht nur im Amazonasgebiet sondern auch hier und heute bei uns. Im direkten Umfeld der beplanten Flächen gibt es genügend Flächen, welche eine sehr geringe Biodiversität aufweisen und überplant werden könnten. Alleine, es fehlt offensichtlich der Wille, Biodiversität in der grundsätzlichen Aufstellungsabwägung hinreichendes Gewicht beizumessen.

Regensburg ist Gründungsmitglied der „Städte für Biologische Vielfalt“ … das scheint offenbar keine nennenswerte Rolle zu spielen. Wir brauchen endlich auch in unserer Stadt einen Richtungswechsel um 180-Grad. Es hilft nicht, als Stadt Umweltpreise zu vergeben, wenn man selbst genau entgegengesetzt handelt. Das entwertet derartige Preise.

Unser UN-Generalsekretär Guterres sagt in seiner Rede zum Weltklimagipfel (COP 26) in Glasgow am 1. November 2021: „Verehrte Exzellenzen, die sechs Jahre seit dem Pariser Klimaübereinkommen waren die sechs wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn. Unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen treibt die Menschheit an den Rand des Abgrunds. Wir stehen vor einer unausweichlichen Wahl: Entweder stoppen wir diese Abhängigkeit – oder sie stoppt uns. Die Zeit ist reif, um zu sagen: Es reicht! Schluss mit der brutalen Zerstörung der Artenvielfalt! Schluss mit unserer Selbstzerstörung durch CO2! Schluss mit dem Missbrauch der Natur als Toilette! Schluss mit dem Verbrennen, dem Bohren und Vortrieb in immer tiefere Schichten! Wir schaufeln uns unser eigenes Grab. ….“.

Zur Planung im Detail:

Wer das Gebiet kennt weiß, dass sich dort seit ca. 70 Jahren eine naturbelassene Grünfläche sowie ein kleines Wäldchen und zahlreiche Strauch- und Heckenstrukturen fast schon parkartig etabliert haben. Derartige Lebensräume sind besonders wertvoll. Interessant ist, dass diese Fläche kaum von Menschen gestört wird und in einer ansonsten zunehmend ausgeräumten Landschaft wichtiger Rückzugsort für Niederwild, Vögel und andere Tiere ist. Auf dieser Fläche -so wurde uns mitgeteilt- wurden daher neben sehr vielen Vögeln auch Eidechsen und Blindschleichen, und mehrere Raubvögel gesichtet. Darunter wohl auch eine Gabelweihe. Der nördliche Bereich des BBP-Umgriffs ist nicht umsonst mit amtlich kartierten Biotopen durchsetzt.

Neben der sehr dichten Bebauung sollen auf der Fläche möglichst viel amtlich kartierte Biotopflächen erhalten und mit dem Umfeld vernetzt werden. Das ist ein interessanter Ansatz.

Soll dieser Ansatz funktionieren, müssen die Biotopflächen in ihrer ganzen Funktionalität erhalten werden, zumal in den Aufstellungsunterlagen explizit steht, dass wohl nur „Die zu entfernenden Biotope entsprechend ausgeglichen werden müssen.Ansonsten kommt der Verdacht auf, dass dieser Ansatz insbesondere als neue Möglichkeit dient, sich als Stadt Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu sparen.

Sollen die verbleibenden Biotopflächen -trotz umgebendem dichten Bauvolumen- ihre volle Funktionalität erhalten:

  • darf es keinen Verkehr geben, der Verkehrssicherungspflicht auslöst. Es reicht dann im dicht besiedelten Umfeld die erste Beschwerde -z.B. von besorgten Eltern- und die Biotopbäume oder Heckenstrukturen werden zurückgeschnitten und verlieren ihre Wertigkeit. Eine Überlagerung der Biotopflächen mit „öffentlichem Grün“ ist unseres Erachtens daher bei der dichten Bebauung nicht möglich.
    Unabhängig davon: Wir begrüßen es im Grundsatz sehr, wenn Kinder an der frischen Luft und mit ihren Abenteuern in der Natur groß werden. Wegen der umgebenden dichten Bebauung wird aber ein viel zu hoher Nutzungsdruck auf die dort aktuell vorhandene Flora und Fauna stattfinden.
  • darf dort kein „Druck“ durch freilaufende Katzen und Hunde entstehen. Gerade für Vögel, Reptilien und auch Niederwild stellen diese eine tödliche Bedrohung dar.
    Das bedeutet, dass entweder die Flächen entsprechend sicher und dauerhaft eingezäunt werden oder entsprechende Auflagen im BBP (keine Katzen- und Hundehaltung im Baugebiet zulässig) vorgenommen werden. Bei festen Biotop-Einzäunungen wäre aber zu befürchten, dass diese spätestens nach wenigen Monaten beschädigt und nicht repariert werden.
  • muss die Lichtverschmutzung mit entsprechenden Auflagen bzgl. Beleuchtung im BBP deutlich reguliert werden.
  • muss … <> Das Umweltamt der Stadt Regensburg kann sicher noch einige weitere notwendige Nutzungseinschränkungen aufzählen, welche im bebauten Umfeld notwendig sind, um die Artenvielfalt von Biotopflächen dauerhaft zu erhalten.

Leider lehrt uns zudem die jüngste Vergangenheit -der Bund Naturschutz hat hier bei der Stadtverwaltung mehrfach Akteneinsicht genommen, um ein fundiertes Bild zu erhalten- dass entsprechende artenschutzrechtliche Auflagen diverser Bebauungspläne mit geringstem Erfolg umgesetzt wurden und dadurch u.E. deutliche Umweltschäden entstanden sind.

Zusammenfassung:

Als Bund-Naturschutz legen wir deutlichen Widerspruch gegen Planungen ein, die im Stadtgebiet von Regensburg im Jahre 2022 weiterhin amtlich kartierte Biotope überplanen. Im Stadtgebiet sind in den letzten Jahren bereits über 10 Hektar amtlich kartierte Biotopflächen verloren gegangen und die Biodiversität geht zunehmend zurück.

Wir brauchen unbedingt ein „STOPP“ für Planungen, welche die Biodiversität weiter verschlechtern!

Sollte die Planung dennoch weitergeführt werden, sind die von uns aufgeworfenen arten- und naturschutzrechtlichen Fragen zu erheben, zu prüfen und nachvollziehbar aufzuzeigen, wie die Natur- und Umweltschutzgüter sicher erhalten bzw. ausgeglichen werden können.

Nachdem „…die Kartierungen nicht mehr in Lage und Umfang mit dem Bestand übereinstimmen…“ und eine neue Kartierung erfolgt, bitten wir Sie darum, uns die vorliegenden neuen Kartierungsergebnisse zu übermitteln.

Mit freundlichen Grüßen

Gez.                                                                                       

Raimund Schoberer                                                            

1. Vorsitzender Kreisgruppe Regensburg                            

Regensburg Bund Naturschutz in Bayern e.V.        

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