Windkraft im Regental: Offener Brief an den Verein „Erholungsregion Regental e. V.“
Zusammenfassung
- Verschwindend wenig Insekten kommen durch Windkraftanlagen im Vergleich zum natürlichen Mortalitätsursachen wie z.B. der Verzehr durch Waldvögel um.
- Mit zunehmendem Wind sind weniger Fledermäuse unterwegs, Monitoringsysteme an den Windkraftanlagen erkennen Fledermäuse und schalten dann die Windkraftanlagen ab.
- In spätestens 7 Monaten amortisieren sich Windkraftanlagen energetisch.
- Windkraftanlagen haben einen vernachlässigbaren Einfluss auf das Mikroklima (Bodenaustrocknung).
- Infraschall stellt keine Gefahr dar – ein eingeräumter Rechenfehler des Bundesamtes für Bodenkunde und Rohstoffe im Potenzbereich ist für die immer wieder angeführte Fehlinformation verantwortlich.
- Behauptungen über Partikelemissionen werden falsch interpretiert
- Zwischen Windkraftanlagen und Wertentwicklung von Immobilien lässt sich schwer ein Zusammenhang feststellen
- Die Kommune kann finanziell und strukturell vom Bau der Windkraftanlagen profitieren und ihre Energieversorgung unabhängiger gestalten.
- Ratschlag: Kommunen mit Windkraftanlagen besuchen und sich selbst ein Bild machen.
Insektensterben durch Windkraftanlagen
Sie zitieren das Institut für technische Thermodynamik des DLR mit der Aussage, dass insgesamt 5 bis 6 Mrd. Insekten pro Tag an allen deutschen Windkraftanlagen zum Tode kommen. Zum einen sollten Sie hier betonen, dass alle zum im Untersuchungszeitraum 2019 aufgestellten Windkraftanlagen berücksichtigt worden sind. In diesem Zusammenhang sollten Sie die Beurteilung des LBV[1] ebenso erwähnen:
- Diese 5 bis 6 Mrd. Insekten entsprechen circa 1200 Tonnen Biomasse pro Jahr. Vögel verzehren nur in den Wäldern allein jährlich etwa 450 000 Tonnen Insekten.
- Die Modellrechnung sowie die Datenbasis sind umstritten und können somit nur bedingt als Argument herangezogen werden. Pestizide und künstliche Düngung in der Landwirtschaft verursachen bei weitem höhere Verluste an Insekten als der ordnungsgemäße Betrieb von Windkraftanlagen.
Amortisation von Windkraftanlagen
Im Verlauf der Veranstaltung wurde die in Frage gestellt, ob Windkraftanlagen während ihres Verlaufs die eingesetzte Energie kompensieren. In Bezug auf eine Untersuchung des Umweltbundesamtes von 2021[2] erzeugt eine Windkraftanlage nach spätestens 7 Monaten Betrieb mehr Energie als zur Produktion notwendig ist (gesamter Energieaufwand zur Herstellung, Transport und Aufbau inkl. Fundament).
Gefährdung von Fledermäusen
Die präsentierten Ausführungen thematisieren die Gefährdung von Fledermäusen. Abhängig von der Höhe der Anlage besteht sicher die Gefahr der Kollision von Fledermäusen mit bewegten Teilen von Windkraftanlagen. Genauere Untersuchungen[3] zeigen ein geringes Kollisionsaufkommen. Mit zunehmender Nabenhöhe reduziert sich zudem die Gefährdung von Fledermäusen. Windkraftbetreiber sind inzwischen verpflichtet, ein Monitoring einzusetzen und im Fall des Kollisionsrisikos die Anlagen abzuschalten.
Bodenaustrocknung
In der gezeigten Präsentation wird die Frage nach mikroklimatischen Einflüssen – besonders die Bodenaustrocknung - in der Nähe von Windkraftanlagen aufgeworfen. Die Publikation des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags vom 20.12.2020[4] analysiert eine Studie aus den USA von 2018. Diese mikroklimatischen Veränderungen stehen in keinem Verhältnis zu erwartenden globalen klimatischen Veränderungen durch die Klimakrise. Die Auswirkungen fossiler und atomarer Stromerzeugungsanlagen sind weitreichender im Vergleich zu Windkraftanlagen. Zudem stellt die oben zitierte Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes die Frage nach der Seriosität der 2018 erschienen Studien von Miller & Keith.
Infraschall / Partikelemissionen
Zu diesem Diskussionspunkt verweisen wir auf die Untersuchungen und Bewertungen des Bundesamtes sowie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags. [1][2][3]
Wertverlust der Immobilien
Eine Untersuchung der Energieagentur NRW[4] aus dem Jahre 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass primär durch den Bau von Windkraftanlagen kein Wertverlust ableitbar ist und die Wertentwicklung von Immobilien wesentlich von anderen allgemeinen Faktoren bestimmt wird. Im Resümee findet sich zudem der Hinweis, dass Windkraft- und Photovoltaikanlagen zukünftig als positiver Standortfaktor zu sehen sind. Hier wäre interessant, aufgrund welcher Untersuchung der Verein einen Wertverlust von bis zu 8% begründet.
Betrieb und Ertrag der Windkraftanlagen
Sie stellen in ihrer Veranstaltung die Frage, wer zukünftig die Windkraftanlagen betreibt und wer davon profitiert. Die Präsentation des Projektierers öffnet dem Markt Regenstauf die Option einer Beteiligung von über 50% der Betreibergesellschaft. Dieses Modell eröffnet der Kommune Möglichkeiten der Wertschöpfung für den kommunalen Haushalt sowie die vorrangige Gestaltung der Betreibergesellschaft durch deren Mehrheitsbeteiligung. Das von Ihnen als positiv dargestellte Modell im Landkreis Cham ließe sich analog auf die Projekte im Regental übertragen. Gerne würden wir Ihre Quelle wissen, mit der sie begründen, dass Windkraftanlagen nur mittels Subventionen betrieben werden können.
Positive Beispiele
Wir bitten alle Interessierten und Entscheidungsträger, sich ein Bild in den Kommunen Fuchstal, Wildpoldsried oder auch im Nachbarlandkreis Neumarkt zu machen. Hinsichtlich Schallemissionen lädt ein Spaziergang zu den drei Windkraftanlagen am Schiederhof bei Wiesenfelden ein. Hier können sich zukünftig Betroffene – vorurteilsfrei – ein Bild zum Betrieb von Windkraftanlagen machen.
Schlussbemerkung
Der BUND Naturschutz versteht die Sorgen der Anwohner hinsichtlich der Errichtung von Windkraftanlagen. Wir bemühen uns um eine faktenbezogene Diskussion gerade im Bezug auf die notwendige Energiewende. Leider trifft Bayern der Ausbau der Windenergie nun geballt, da die Landesgesetzgebung mit der 10-H Abstandsregel den Bau von Windkraftanlagen verzögert hat. Somit werden Bewohner mit einem zeitlich sehr konzentrierten Ausbau der Windenergie konfrontiert, als dieser ohne 10-H hätte passieren können.
Besonders hellhörig werden wir, wenn Quellen herangezogen werden, die sowohl Ereignisse falsch darstellen, den menschengemachten Klimawandel leugnen als auch die Energiewende aufhalten und zurückdrehen wollen. Eine Quelle auf dem Internetauftritt des Vereins (Stand: 28.01.2025, Link zu „Outdoor / Mr. Blackout“) verweist auf eine Person, die auf Veranstaltungen der AfD[5] Stimmung gegen die notwendige Energiewende macht. Diese Quellen können wir nicht als seriös akzeptieren.
Wir sehen die Notwendigkeit der Energiewende im Einklang mit Arten- und Naturschutz; also mit „ökologischen Leitplanken“. Wir stimmen nicht grundsätzlich jedem Windkraftprojekt zu z.B. in artenreichen Mischwäldern. Wir würden uns mehr Anlagen im Offenland wünschen und weniger Belastung von Waldstrukturen. Doch leider gilt für das Offenland noch die 10-H-Regel.
In der aktuellen Situation im Landkreis Regensburg sehen wir im Rahmen der Genehmigungsauflagen den Ausbau in Abwägung mit weiteren Problemen und Gefahren für vertretbar. Gerade im Zusammenhang mit der Klimakrise, dem dadurch verursachten zukünftigen Verlust an Lebensräumen und deren Lebewesen (Biodiversität) sowie der unabhängigen, nachhaltigen Energieversorgung für die Wirtschaftsregion Regensburg ist der Ausbau von Windenergie in der Region notwendig.
Franz Waldmann
im Namen der Kreisgruppe Regensburg
Energiesprecher im Vorstand der Kreisgruppe Regensburg
[1]www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Oeffentlichkeitsarbeit/Pressemitteilungen/BGR/bgr-2021-04-27_erklaerung-zum-infraschall-von-windenergieanlagen.html
[2]www.bundestag.de/resource/blob/817020/27cf214cfbeaac330d3b731cbbd8610b/WD-8-077-20-pdf-data.pdf
[3]energiewende.eu/windkraft-abrieb/
[4]www.naturwind.de/wp-content/uploads/EnergieAgentur.NRW_Faktencheck_Windenergie-und-Immobilienpreise.pdf
[5]www.ovb-heimatzeitungen.de/chiemgau/2025/01/20/hunderte-demonstrieren-gegen-die-afd.ovb
[1]www.lbv.de/naturschutz/standpunkte/insektensterben/insektensterben-und-windkraft/
[2]www.umweltbundesamt.de/publikationen/aktualisierung-bewertung-der-oekobilanzen-von
[3]www.naturschutz-energiewende.de/download/kollisionsrisiken-bodennah-fliegender-fledermaeuse/
[4]www.bundestag.de/resource/blob/819218/a668b4852a5af0f8bd065ac999ee0d05/WD-8-083-20-pdf-data.pdf